Wir wachten in unserem Wehrturm auf und standen pünktlich 8 Uhr vor dem Blechhäuschen zum Frühstück.

Fünf Minuten später kam der Hausherr mit Tassen, im nächsten Gang mit Teewasser und goss Reiner Früchtetee durch ein Sieb auf und die Hausherrin brachte mir türkischen Kaffee, aber ein kleines Tässchen. Dann brachte sie das frisch gebackene und reichlich mit Käse gefüllte Brot und das war`s.

Großzügigerweise dürfen wir unser Auto auf dem Grundstück stehen lassen, solange wir wandern gehen. Das verschafft dem Paar auch die Möglichkeit, nachzuschauen, ob wir nichts geklaut haben. Die Hausherrin berichtete mit Hilfe ihres Handys, dass sehr viele Handtücher geklaut werden. Einmal hätten sie Schadenersatz gefordert und dafür schlechte Bewertungen bei Booking com bekommen. Wir würden doch mit 10 bewerten?! Nee, schwindeln werden wir nicht. Aber das verraten wir ihr lieber nicht.



Dann beginnt unsere Bergbesteigung. Wolken ziehen durch das Tal. Schon unten heißt es, dass es 1000 Steps bis irgendwo bergauf geht. Wir nehmen hin, dass uns alle überholen und verschnaufen oft. Auf dem Plateau mit ringsum schöner Aussicht lädt eine schicke Gaststätte zum Verweilen ein. Wir trinken erstmal ordentlichen türkischen Kaffee und Schwarztee. Ein Öfchen bullert neben uns und verschenkt Wärme.

Gestärkt treten wir raus und Reiner grüßt die herein tretenden jungen Männer mit „Hello“. Schon fragen sie, woher, wohin. Eine deutschsprechender Georgier ist mit einem Stuttgarter unterwegs. Wir plauschen nett und Ich sage, „Sie holen uns bestimmt wieder ein“ und so kommt es, denn wie der Georgier prophezeit hat, geht es zum Chaukhi Lake „weiter rauf“. Also wieder viel stehen bleiben, Luft holen, fotografieren, andere Wanderer vorbei lassen.


Pferde weiden nicht nur, sondern können auch zum Aufstieg angemietet werden

Ein paar Disteln und Margeriiten blühen noch. Großer Sauerampfer und übermannsgroßer Bärenklau beherrscht die Bergwiesen.




Am Waserfall fotografieren wir zunächst schön, bis wir begreifen, dass wir da rüber kommen müssen. Zum Glück kommt grade unsere Bekanntschaft vorbei und hilft mir, rüber zu kommen. „Bleiben Sie entspannt“ „Rück zu wird leichter“- der Georgier hat Übung in positiver Motivation und ich schaffe es.

Dann steigen wir bis zu dem Lake rauf. Ich bin stolz, dass wir es schafften.



Der Bärenklau im Vordergrund vom See
Wir beschließen, auf der anderen Seite des Tals runter zu wandern. Schon ziemlich weit unten entpuppt sich auch hier die Wanderung zu einer Aufgabe mit zusätzlichem Schwierigkeitsgrad. Alle balancieren auf den Steinen durch das Wasser. Uns ist das nichts. Denn erstens kann man ausrutschen und zweitens nicht nur nass werden, was nicht so schlimm wäre, denn das sind wir schon von der ersten Überquerung, sondern man kann auch fallen und sich dabei verletzen derart, dass es sehr weh tut und es einen Arzt braucht und man nicht laufen kann etc. Solche Filme haben wir „alten“ Wanderer, vor allem ich, die einmal ein gebrochenes Sprunggelenk hatte, im Kopf. Unser Wanderfreund aus Südkorea zieht seine Schuhe aus und watet barfuß durch den Fluss- auf Nummer sicher- ja, das hatte mir auch so vorgeschwebt und fein, so machen wir das.


Wolken wabern um das Plateau der Gatstätte drumherum.

Auberginen mit Kartoffeln als Suppe
An der Gaststätte angekommen, sitzen wir zuerst am Tisch mit Georgiern, die ein Hotel betreiben und es uns empfehlen, aber es ist nicht unsere Preisklasse und liegt nicht auf unserem Weg. Dann gehen die Georgier und eine junge Chinesin mit ihrer Mutter gesellt sich zu uns. Die Mutter nimmt heißes Wasser für ihre Instantnudeln aus China. Die junge Chinesin bestellt sich was und wir führen wieder ein sehr nettes Gespräch über China, Deutschland und Georgien. Jetzt wissen wir, warum wir so viele chinesische Wandergruppen treffen. China hat 8 Tage Ferien, wenn wir es richtig verstanden. Als wir so fröhlich und entspannt aus der Gaststätte rauskommen, hat der Regen eingesetzt. Er endet bis abends nicht. Wir müssen im Regen die 1000 Steps runter, zum parkenden Auto wieder hoch und die Schotterpiste abwärts und atmen auf, als wir den Teil der Piste, die abgebrochen und von daher eingesunken ist, geschafft haben. Viele Tages- Wanderer parken ihr Auto vor dieser Stelle und nehmen die lange Wanderung nach Juta in Kauf. Wieder auf der Hauptstraße beschließen wir, den morgigen Tag noch ein Reiseziel anzusteuern. Nämlich die Höhlenstadt in Vardzia. Ich buche auch gleich in der Nähe eine Unterkunft. Dann wundere ich mich. Einmal zeigt das Navi an, es wäre 175 km entfernt, dann sind es plötzlich 370 km und 5,5 h Fahrzeit, dann wieder 175 km und 20 Uhr Ankunftszeit. Dann bin ich mit meinem Phone abgelenkt, was nicht mehr aufladen und zunehmend den Geist aufgeben will. In Vardzia sagt das Navi auf einer kleinen Brücke im Stockdunkeln, dass wir angekommen sind! Nee, da ist was verkehrt. Wir studieren die Landkarten bei Google und na toll, da gibt es eben (wie auch in Deutschland) zwei Vardzia und wir sind halt im falschen. Dumm gelaufen. Das Hotel im „richtigen“ Vardzia ist nicht kostenfrei stornierbar, noch dümmer gelaufen. Wir bitten um Verständnis. Mal sehen, was rauskommt. Und müssen natürlich was neues buchen, denn es regnet und eine Dusche nach dem Wandern im Regen wäre cool.
Jetzt befinden wir uns frisch geduscht in einem feinen Gästehaus in Ubisi und wie es immer der Zufall will, werden wir morgen sehen, wozu das gut war. Wie immer war das Tor des Gästehauses um halb zehn zu und wir mussten eine Mail schreiben und warten, bis jemand uns öffnete. Aber darin haben wir ja schon Übung.
Man oh man, was macht ihr für Urlaube?!?
Das ist ja an Abenteuer nicht zu toppen.
Aber wunderschöne Fotos von Reiner und tolle Reiseberichterstattung von dir Tamara.
Weiterhin viel Spaß, Abenteuer und nette Begegnungen euch, auch auf dem folgenden Urlaubstripp.
LG von uns beiden, Jörg und Kerstin
Danke und liebe Grüße zurück@
Wahrhaft abenteuerlich, was ihr erlebt und erwandert. Gut, dass ihr hart im Nehmen seid.
Ja danke und nicht so leicht zu vergessen, dass aufgeschrieben und fotografiert, immer wieder bereichernf