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Nachrichten vom Sender Yerevan

Es gab eben keine Nachrichten, sondern nur in der Sowjetunion und in wohl allen sozialistischen Staaten sehr verbreitete politische Witze, so dass zumindest in der DDR dieser Satz zum geflügelten wurde. Die berühmteste, angeblich von Bürgern gestellte Anfrage lautete: „Steht der Kapitalismus am Abgrund?“ und die Antwort begann immer damit „Im Prinzip ja“ und dann kam das Aber: „…aber der Sozialismus ist schon ein Schritt weiter“. (KI bei Google). Ich finde das heute, an dem ersten Tag in Yerevan, sehr absurd. Denn Armenien und Jerewan- hier mit Y geschrieben, wenn mit lateinischen Buchstaben- ist Leid geprüft.

Erstens ist Armenien durch seine Lage zwischen den großen Gebirgen für Erdbeben anfällig. Das letzte große war 1988, 25.000 Menschen verloren ihr Leben, 360.000 ihr zu Hause. 2022 war ein starkes Erdbeben in Yerewan, schwache waren auch in diesem Jahr. 1679 zerstörte ein Beben Yerewan, eine der ältesten Städte der Welt, so dass es keine Sehenswürdigkeiten aus der Zeit vor dem Beben zu besichtigen gibt.

Zweitens deportierte schon Anfang 1600 der persische Schah hunderttausende Armenier. Vor dem Türkisch- Armenischen Krieg ab 1915 bis zum Krieg 1920 verloren bis zu 2 Millionen Armenier das Leben. Die kaum gegründete Demokratische Republik Armenien musste nach dem verlorenen Krieg mehr als die Hälfte seiner Gebiete an die Türkei abgeben. (Wikipedia oder/und Reiseleiterin)

So schauen heute die Armenier sehnsuchtsvoll zu ihrem schneebedeckten heiligen Berg Aratat hinter der Grenze rüber. Ein Denkmal, in den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu Sowjetzeiten errichtet, erinnert an den Genozid und ein Museum erzählt mit hunderten Fotos eindrucksvoll vom Leid der Armenier in dem Krieg von 1920.

Ein weiteres Denkmal, in dem auch ein ewige Flamme brennt, befindet sich hoch über der Stadt. Einstmals stand hier Stalin, der sich auch höchstpersönlich bewunderte. Auch in Armenien ist die Meinung über Stalin geteilt. Einerseits wüssten alle, welche Verbrechen unter Stalin begangen wurden, andererseits verehren auch Armenier Stalin. Nur als Aserbaidschan das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet Bergkarabach eroberte (2020/2023) blieb die russische Schutzmacht teilnahmslos und 2024 nahm Armenien 240 Millionen Euro Wirtschaftshilfe von der EU an (WIkipedia oder Reiseleiterin).. Ich finde es sehr schwer, die Geschichte und Gegenwart zu verstehen und „richtig“ einzuordnen.

Die Mutter Armeniens ähnelt der georgischen. Man einigte sich, dass die armenische Mutter nicht das Schwert nach oben in Richtung Türkei richten dürfte, sondern das Schwert in der Hülle kampfbereit trägt.

Mit den Trinkwasserbrunnen, die überall zu finden sind, gedenken die Armenier der Opfer und verneigen sich beim trinken vor den Opfern.

Viele der Häuser aus Sowjetzeiten rissen die Armenier ab und ersetzten sie durch Hochmoderne, die ich nicht so fotogen fand wie die wenigen alten. Denn diese bemalte ein armenischer Künstler.

In der Nähe essen wir typisch armenisch: Lahmacun, ein dünnes, knusprig gebackenes Brot mit Hackfleisch belegt und mild gewürzt.

Armenische Litfass- Säule…

Oper- und Balletthaus: Nirgendwo würden so viele in die Oper und ins Ballett gehen wie in Armenien. Wir kennen armenische Künstler wie z.B.den Säbeltanz von Chatschaturjan. Wir kennen auch Charles Aznavour, einen armenischen Sänger.

Auf dem Weg zu den Cafesijoan- Kaskaden, die auf einem Berg angelegt sind, bewundern wir jede Menge moderne Kunst. Alles stammt aus der Privatsammlung des gleichnamigen amerikanischen Armeniers aus der Diaspora. Oben zu sehen der Drache aus alten Reifen…unten von einem chinesischen Künstler dieser breit lachende Geselle, der uns von unserem Besuch in Vancouver aus bekannt vorkommt. Aus den vielen Amphoren auf den Kasskaden sprudelt Wasser. Hochzeitspaare kommen zum Foto an diesen Punkt. Glaskonstruktionen funkeln grell im gleißenden Sonnenlicht. Berühmte Werke wären weiter oben zu besichtigen gewesen, aber bis dahin fahren wir mit den Rolltreppen im Museum nicht.

Den ganzen Stadtspaziergang begegnen wir Skulpturen:

“ Frau aus Karabach“

Wo drei Kirchen verschiedener Religionen standen errichtete man zu Sowjetzeiten zum Beispiel das Kino Moskwa.

Nach diesem sehr langen und spannenden Stadtrundgang fahren wir zur Welcome- Party in ein Restaurant. Beim armenischen Tanz grillt der Koch Schweine- und Hähnchenfleisch und Kartoffeln. Der Tisch droht unter der Last der Speisen und Getränke zusammen zu brechen. Wer soll das aufessen? Nach dem Essen tanzen wir die Annemarie- Polka und Laurenzia. Dann sind wir mehr als geschafft. Schön, dass der Bus bis zum Gästehaus fährt.

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